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  • Tilo Geisel

Fotoziel Insel Vilm


Von Baumriesen, Landschaftsmalern und stillen Refugien

Die Insel Vilm befindet sich ca. 2 km südlich von Lauterbach (Putbus) im Greifswalder Bodden. Nach einer Legende ging die nur 94 ha große und etwa 2 km lange Insel aus einer Sturmflut aus dem Jahre 1304 hervor, wonach sich vor Lauterbach Land in Form eines gestrandeten Wals aus dem aufgewühlten Meer gebildet hatte.

Ihre heutige Oberflächengestalt wurde am Ende der Weichseleiszeit vor ca. 12000 Jahren geformt. Die Gletscher ließen Moränen (Inselkerne) zurück, den Großen und Kleinen Vilm. Beide Inselkerne werden durch eine schmale Landzunge verbunden. Die Ausformung der Küste ist das Ergebnis eines immer noch andauernden küstendynamischen Prozesses. Aktive Kliffs, Sandriffe und aufgespülte Haken und ausgeprägte Blockstrände sind Anzeichen einer natürlichen Küstendynamik und damit eines noch längst nicht abgeschlossenen Ausgleichsprozesses. Der Natur wird hier freier Lauf gelassen.

Der überwiegende Teil der Insel ist heute von Wald bedeckt. Die Buchenbestände auf dem Großen Vilm sollen mit einem Alter von 250–300 Jahren zu den ältesten und auch wertvollsten Wäldern in Norddeutschland gehören. Neben diesen zeugen knorrige und teils bizarr geformte Eichen von einer längst vergangenen Wirtschaftsweise, der Hutewirtschaft.

Das Wort Hutung leitet sich von Vieh hüten ab. Diese ehemaligen, durch Waldweide geprägten Bestände entwickeln sich nunmehr wieder zu einem Naturwald. Die noch erhaltenen Baumriesen erinnern an die damalige Wirtschaftsweise.

Der Vilm war bereits Anfang des 14. Jahrhunderts im Besitz des Fürsten von Putbus. Er errichteten damals eine Kapelle auf der Insel und siedelten drei Brüder an, die ein Gehöft betrieben. Die Hofstelle war der einzige Anlaufpunkt auf der Insel. Bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts nutzte man den Inselwald zur Holzgewinnung, 1527 fand der letzte große Holzeinschlag statt und seit 1812 wurde die Holznutzung gänzlich eingestellt. Jahrzehnte lang war die Insel unbewohnt. Seit dem 18. Jahrhundert wurde ein Hof bewirtschaftet, der der Gräfin Sophie Wilhelmine zu Putbus ab1788 als Witwensitz diente.

Zu dieser Zeit entdeckten auch Künstler die Ostseeküste und es kamen die ersten Landschaftsmaler der Romantik auf die Insel. Die Begeisterung über diese Landschaft sprach sich in Künstlerkreisen schnell herum, so daß sich der Vilm zu einem „Geburtsort“ der Landschaftsmalerei entwickelte. Über 330 Maler besuchten in den vergangenen 200 Jahren dieses Kleinod der Natur. Beginnend mit Caspar David Friedrich gehörten der Dresdner Arzt und Landschaftsmaler Carl Gustav Carus sowie der von Goethe sehr geschätzte und geförderte Weimarer Maler Friedrich Preller d. Ä. zu den Bedeutendsten.

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts herrschte auf Rügen und dem Vilm ein reger Badetourismus, in dessen Folge 1886 ein Logierhaus auf der Insel errichtet wurde. Damit begann auch für den Vilm die Zeit des Fremdenverkehrs. Erst später zeigte sich, daß die Naturausstattung durch diese Entwicklung sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dies war Grund genug, die Insel 1936 unter Naturschutz zu stellen. Nach dem 2. Weltkrieg nahm die Gemeinde Putbus das Tourismusgeschäft wieder auf. Eine Gaststätte und eine regelmäßige Fährverbindung wurden eingerichtet. Seit dem Sommer 1959 wurde der Vilm unter dem Vorwand des Schutzes der Natur nur noch einer begrenzten Zahl von Erholungssuchenden zugänglich gemacht. Von da an war die Insel, auf der ein kleines Feriendorf mit reetgedeckten Häusern entstand, Feriendomizil des Ministerrats der DDR. Nach der politischen Wende und der deutschen Wiedervereinigung im Herbst 1990 wurde hier die internationale Naturschutzakademie des Bundesamtes für Naturschutz eingerichtet.

Die Insel Vilm ist seit 1990 Bestandteil des Biosphärenreservats „Süd-Ost-Rügen“. Die Besichtigung der Insel ist nur im Rahmen einer fachkundigen Führung nach vorheriger Anmeldung möglich. Die sachkundig erläuterte Wanderung führt entlang der Küste auf einem Rundweg durch einen einzigartigen urwaldähnlichen Bestand. Anmeldungen sind z.B. unter Fahrgastreederei Lenz & Co. KG in 18581 Putbus, Alleestraße 9 möglich.

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