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Tilo Geisel

Fotoziel - Bodetal im Harz


Auf den Spuren Goethes

Es ist überliefert, dass Johann Wolfgang von Goethe zweifelsfrei zu den berühmtesten Harzbesuchern zählte. Drei ausgedehnte Reisen unternahm er in den Harz. Dabei hatte es ihm nicht nur der Brocken besonders angetan, sondern auch das Bodetal. Goethe ließ sich von der Wildnis des Harzes auch für seine literarischen Werke inspirieren. Auch eines seiner bekanntesten Werke „Faust“ ist von seinen Eindrücken im Harz geprägt, z.B. die Walpurgisfeier auf dem Brocken. Heute erinnern noch viele Namen oder Gedenktafeln an Goethes damaligen Reisen, so auch im Bodetal der Goethefelsen.

Der Harz hat eine komplizierte, aber auch abwechslungsreiche geologische Entstehungsgeschichte. Beginnend mit mächtigen Sedimentablagerungen im Ordovizum/Silur wurden diese im Karbon gefaltet und gehoben (Variskische Gebirgsbildung). Seit dem erfolgten wiederholte Abtragungen, teilweise Meeresüberflutung und erneute Hebungen, bis im Tertiär der Grundstock des heutigen Mittelgebirges gebildet wurde. Der Harz ist ein sehr wasserreiches Gebirge. Die Bode, als größter Fluss, hatte bereits im Tertiär ihren Lauf und schnitt sich mit zunehmender Hebung des Grundstocks tief in dessen Oberfläche ein.

Das Bodetal erstreckt sich vom Zusammenfluß der Warmen und Kalten Bode bei Königshütte bis nach Thale. Landschaftlich besonders eindrucksvoll ist das Bodetal zwischen Treseburg und Thale. In diesem ca. 9 km langen Tal reichen die Felsen fast 250 m senkrecht in die Höhe. Steilwandige Granitwände, Felsnadeln, Schutthänge, bizarr geformte Bäume kennzeichnen dieses cañonartige Felstal, das als tiefste Felsschlucht nördlich der Alpen in Mitteleuropa gilt. Einen besonders eindrucksvollen Blick auf das tief eingeschnittene Tal, aber auch auf das Harzvorland, hat man von den Granitfelsen der Roßtrappe bzw. des Hexentanzplatzes. Zwischen beiden befindet sich auch die tiefste Stelle des Tals.

Ein Wechsel von Stromschnellen, beruhigten Fließabschnitten, ausgewaschenen Kolken, Schotterinseln und Flachufern prägen das Gewässer. Am Bodekessel, einer der besonderen Sehenswürdigkeiten im Bodetal, zeigt sich die Bode besonders eindrucksvoll. Mit weißen Schaumkronen braust das Wasser durch den in Jahrtausenden ausgekolkten Kessel. Glatt geschliffene Felswände zeugen von der formenden Kraft des Wassers.

Wegen der außerordentlichen Naturnähe und Unberührtheit konnten sich zahlreiche Pflanzen und Tierarten im Gebiet erhalten. Bereits 1937 wurde das Bodetal zwischen Thale und Treseburg zum Naturschutzgebiet (475 ha) erklärt, das auch einmalige Einblicke in die erdgeschichtliche Vielfalt an Gesteinen, Strukturen und den geologischen Bau des Harzes bietet. Eine Besonderheit der Vegetation des Bodetals ist neben den Hangschuttwäldern der Felsheiden-Kiefernwald, den wir auf extremen Standorten der Felskuppen und Klippen antreffen. Die Blockhalden sind meist mit einem Wald aus Spitzahorn, Linden und Eichen bestockt.

Faunistisch bietet das Bodetal neben dem Wanderfalken, Eisvogel, Mittelspecht auch Beobachtungsmöglichkeiten der Wasseramsel.

Für einen Besuch im Bodetal lohnt sich eine Anfahrt bis Thale. Von dort kann man bequem mit dem Sessellift zur Roßtrappe oder mit der Kabinenseilbahn zum Hexentanzplatz gelangen. Sowohl von Roßtrappe als auch vom Hexentanzplatz führt ein Pfad hinab in’s Tal. Im Tal führt der Weg über die Teufelsbrücke, vorbei am Bodekessel, in Richtung Treseburg.

Jetzt im Herbst reichen die spärlich vorhanden Sonnenstrahlen nicht mehr bis zum Talgrund. Das diffuse Licht war für Aufnahmen an der Bode ideal, wohingegen die wenigen Sonnenstrahlen den z.T. prächtig gefärbten Schluchtenwald in den Farben des Herbstes leuchten ließen. Ich verbrachte viel Zeit zum Experimentieren mit unterschiedlichen Belichtungszeiten, um die Dynamik des Wassers wiederzugeben. Für eine Wanderung sollte ein Standardzoom, z.B. 24/70 und ein mittleres Tele mitgenommen werden. Die Lichtverhältnisse erfordern trotz Verwacklungsschutz ein stabiles Stativ. Für die Entspiegelung der Wasserflächen sollte ein Polfilter mitgeführt werden.

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