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Auf Fototour im Verzascatal (Tessin)

Tilo Geisel

Das Verzascatal ist eines der schönsten Täler im Kanton Tessin in der Schweiz. Es ist eines der wichtigsten Nebentäler des Ticino und bietet nicht nur dem Naturfotografen eine unerschöpfliche Vielfalt.

Es erstreckt sich nördlich von Locarno und mündet zwischen Locarno und Bellinzona in den Lago Maggiore. Mit ca. 30 km Länge zählt das Verzascatal zu den größten Tälern des Tessins. Mehrere kleine Seitentäler zweigen aus dem Verzascatal ab. Das Tal ist vergleichsweise eng und steilwandig. Die umliegenden Berggipfel, vor allem am Talschluss erreichen 2000 bis ca. 2500 m ü.n.N.

Die Verzasca ist ein weitgehend naturnaher Alpenfluss. Dennoch hat man wenige Kilometer oberhalb von Locarno den künstlichen Stausee Lago di Vogorno geschaffen. Durch die Errichtung der über 200m hohen Staumauer hat man dem Fluss seine Kraft genommen. Oberhalb des Stausees zeigt die Verzasca in Abhängigkeit des Wasserstandes noch ihren ungebändigten Charakter. Hier wird der natürlichen Fließgewässerdynamik freier Lauf gelassen.

Das z.T. tief in den Gneis eingeschnittene Flussbett der Verzasca und zahlreiche rund geschliffenen Gerölle zeugen von der ungeminderten, landschaftsgestaltenden Kraft des Wassers. Der Blockreichtum von z.T. mehreren Kubikmetern Größe, weist auf zahlreichen Bergstürzen seit der Eiszeit hin. Stein, Wasser und Eis sind die maßgeblichen Elemente, die die wildromantische Natur im Tal prägen.

Die Jahrtausende andauernde, erodierende Kraft hat die Oberfläche des anstehenden Gneises geglättet und geformt. Für den Naturfotografen gibt es unzählige Motive, die die Wirkung des Wassers, die Dynamik, aber auch die geschaffenen Kunstwerke der Natur zum Ausdruck bringen. Fotografisch besonders eindrucksvoll sind die Felsformationen im Flussbett der Verzasca bei Lavertezzo.

Fotografie

Ein Weitwinkelobjektiv ist unverzichtbar, um die Gesteinsstrukturen oder die linienartige „Maserung“ im Gneis in’s richtige Licht zu rücken. Das Arbeiten mit Perspektive oder Linienführung im Bild macht hier besonderen Spaß. Allerdings erfordert dies auch Schwindelfreiheit und Trittsicherheit, wenn es mit samt Fotoausrüstung über glatte Gesteinsblöcke am oder im Flussbett geht. Es lohnt sich auch mit Langzeitbelichtungen von bis zu 30 sec. zu arbeiten. Bei Tageslicht habe ich neben dem Pol-Filter zur Entspiegelung der Wasseroberfläche einen 64-fach Neutralgraufilter eingesetzt. Durch die damit verbundene „Beruhigung“ der Wasseroberfläche heben sich die farblig unterschiedlich strukturierten Gneise gut von der Umgebung ab. Ein Stativ ist unverzichtbar – nach Möglichkeit zusätzlich beschweren, da die Strömung im Fluss zu Vibrationen bei Langzeitbelichtungen führen kann.

Abseits der Verzasca galt meine fotografische Aufmerksamkeit den hier zahlreich vorkommenden Eidechsen (überwiegend Mauereidechsen). Der Baustil der Tessiner Steinhäuser, zahlreiche Trockensteinmauern, offene Steinflächen bieten den Tieren unter dem mediterran beeinflussten Klima ideale Lebensmöglichkeiten.

Bei Tagestemperaturen um 25 bis 32 Grad sind die Tiere sehr aktiv und auch scheu. Daher wurden die Aufnahmen mit dem Telezoom Nikon AF-S 200-500/5.6 ED VR bei Offenblende aus kürzester Entfernung gemacht.

Beeindruckt von der Vielfalt und Schönheit nehme ich faszinierende, dauerhafte Erinnerungen von den durch die Naturgewalten geformten Felsstrukturen einer reich gegliederten Hochgebirgslandschaft mit kulturhistorisch sehenswerten Bergdörfern mit nach Hause. Schon heute steht für mich fest, dass der Kanton Tessin mit deinen Flusstälern wegen der zahlreichen Wandermöglichkeiten, der beeindruckenden Steinhausarchitektur aber vor allem der geologischen Vielseitigkeit eine weitere Reise wert ist.

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© Tilo Geisel 2016 / Erstellt mit Wix.com

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