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  • Tilo Geisel

Pflanzenfotografie 10 Tipps für gelungene Fotos


Um gute Pflanzenaufnahmen zu machen brauchen wir nicht weit zu reisen, sondern es reichen oft schon ein paar Schritte in den eigenen Garten. Die fotografischen Möglichkeiten erstrecken sich von der Abbildung kleinster Details, über Blüten, Blattformen bis hin zu Bäumen oder Blumenwiesen. Die Einbeziehung von Linien, Strukturen, Farbspielen, Spiegelungen, und Abstraktem erweitern die gestalterischen Möglichkeiten.

Je nach dem Ziel der darzustellenden Pflanzen, ob eher wissenschaftlich, als Dokument der Natur, mit künstlerischem Anspruch oder einfach um Stimmungen und die Schönheit von Einzelschöpfungen im Bild festzuhalten, sind mehr oder weniger intensive botanische Kenntnisse erforderlich. Natürlich wird meist die Frage nach der abgebildeten Art gestellt. Dies erfordert ein Mindestmaß an Artenkenntnis. Wissenschaftliche Exaktheit ist in der überwiegend von Lichtstimmungen oder künstlerisch geprägten Pflanzenfotografie jedoch nicht unbedingt erforderlich.

Mit der Pflanzenfotografie können alltägliche Allerweltsarten zum Hauptmotiv werden, Unscheinbares kann in den Vordergrund rücken, oder man lenkt den Blick auf das Besondere, das Detail. Durch den Einsatz verschiedener fotografischer Handwerkszeuge wird es möglich, nicht nur ein einfaches zweidimensionales Abbild sondern ein in seiner Wirkung dreidimensionales Bild einschließlich der jeweiligen Stimmungen auf dem Chip festzuhalten.

Technische Hinweise

Für gelungene Pflanzenaufnahmen bedarf es in den allermeisten Fällen einer überschaubaren technischen Ausstattung. In vielen Fällen reicht das Standardzoomobjektiv bereits aus. Das erforderliche Equipment hängt jedoch wesentlich von dem zu erzielenden Bildeindruck ab. Je nach Motiv verwende ich an meiner Vollformat DSLR Objektive mit den Brennweiten 16 – 35 mm, 24-120 bzw. das 105-er Makroobjektiv. Dabei eignet sich das 16-35 mm-Objektiv hervorragend zur Darstellung von Pflanzen in ihrem Lebensraum, bzw. in der umgebenden Landschaft. Weitwinkelobjektive heben den Vordergrund bei kurzem bis minimalen Aufnahmeabstand besonders hervor und lassen auch den Hintergrund bei ausreichend geschlossener Blende scharf erscheinen. Damit werden Aufnahmen einer Staude vor einem grandiosen Gebirgspanorama möglich. Ähnlich kann auch das Standardzoom 24 -120 eingesetzt werden. In wenigen Fällen kommt auch das Telezoom 70 - 300 mm zum Einsatz. Gerade bei einer kurzen Aufnahmedistanz verläuft auch bei diesem Objektiv bei 300 mm Brennweite der Hintergrund schön in der Unschärfe. In Situationen, in denen man nicht nah genug an das Motiv herankommt, ist dieses Telezoom eine Alternative.

Anders verhält es sich beim Einsatz des 105–er Makroobjektives. Diese leichte Telebrennweite ermöglicht bei einem maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1 detailgetreue, konturenscharfe Aufnahmen vor einem weitgehend neutralen Hintergrund, der sich in der Unschärfe „aufgelöst“ hat. Dieses Objektiv bevorzuge ich in der Pflanzenfotografie, da es neben einer schönen Freistellung des Motivs vor dem Hintergrund auch ein bequemes Arbeiten ermöglicht.

Zur Beurteilung des Schärfeverlaufs ist eine Abblendtaste unverzichtbar, wobei ich in den allermeisten Fällen manuell fokussiere, um die Schärfenebene richtig zu positionieren. Bei Verwendung des 105-er Makroobjektivs mit Offenblende beträgt diese oft nur wenige Millimeter. Ebenso ist ein stabiles Stativ, dass ein bodennahes Arbeiten ermöglicht, erforderlich. Ich nutze seit einiger Zeit das Sirui T2204X mit einem kompakten Sirui Kugelkopf K 30X. Das Berlebach Ministativ kommt immer dann zum Einsatz, wenn eine minimale Arbeitshöhe erforderlich ist. Um auch Unschärfen durch die Auslöseerschütterung der Kamera auszuschließen sollte man die Spiegelvorauslösung oder zumindest einen Kabelauslöser verwenden. Das Stativ verhindert jedoch nicht die vom Wind verursachte Bewegung der Pflanzen. So kann es schon manchmal passieren, dass man eine halbe Stunde neben dem Motiv hockt und darauf wartet, dass das Objekt für eine Sekunde „still hält“, andererseits kann man auch schöne Wischereffkte erzielen, wenn die Belichtungszeit mit einem vorgesetzten Neutralgraufilter verlängert wird. Die entsprechende Belichtungsdauer hängt vom gewünschten Bildeindruck ab und erfordert ein wenig experimentelle Kreativität.

Licht/Beleuchtung/Belichtung

Ich bevorzuge für Pflanzenaufnahmen die meist windstillen Morgenstunden oder den späten Nachmittag. Das sind gleichzeitig auch die Tageszeiten mit dem interessantesten Licht. Flach einfallendes Licht ermöglicht insbesondere die Darstellung von Oberflächenstrukturen wohingegen Gegenlicht z.B. durch die Ausprägung von Lichtsäumen, die Umrisse von Pflanzen oder deren Teilen betont. Oft ist auch diffuses Licht von Vorteil. Es vermeidet harte Kontraste und die abzubildenden Objekte sind gleichmäßig ausgeleuchtet. Unter schwierigen Lichtverhältnissen helfen auch im Zeitalter der Digitaltechnik eine Belichtungsreihe oder die Spotmessung weiter. Ein Polfilter ist auch in der Pflanzenfotografie von Vorteil. Er beseitigt Reflexionen der Blätter und ermöglicht dadurch intensivere Farben, allerdings mit dem Nachteil einer längeren Belichtungszeit.

Ein sehr lohnendes Zubehör ist ein faltbarer Aufhellschirm, der mit Silber- und Goldfolie beschichtet ist. Hierbei reichen oft schon kleine Schirme von ca. 50 cm Durchmesser. Je nach gewünschter Stimmung kann man Schattenbereiche mit kühlerem oder wärmeren Licht aufhellen. Damit erreicht man gerade bei Gegenlicht teilweise unwirkliche, aber interessante Lichtstimmungen.

Moderne Kameras bieten auch die Option der Mehrfachbelichtung. Dieses Menü erfordert etwas Einarbeitung, aber ermöglicht auch künstlerisch, feenhafte ja z.T. mystisch anmutende Bilder. Alternativ kann man auch im Photoshop verschiedene Bilder in der Ebenentechnik überlagern. Ich bevorzuge jedoch das entsprechende Kameramenü.

Besonders eindrucksvolle Bildwirkungen entstehen nach Regen oder bei Tau. Die Arbeit mit Offenblende, einem großen Abbildungsmaßstab und Gegenlicht lässt das Motiv, eingerahmt von leuchtenden Lichtreflexen mit einem schönen Bukeh erscheinen. Ein Vollformatsensor bietet hier deutliche gestalterische Vorteile.

Der Experimentierfreude, bis hin zur Studiofotografie von Pflanzen sind keine Grenzen gesetzt. Der bewusste Einsatz maßgeblicher gestalterischer Elemente, Konzentration auf das Wesentliche, goldener Schnitt, Einsatz von Schärfe und Unschärfe, Perspektive, Beleuchtung oder Raumtiefe sowie die sichere Beherrschung der Technik sind Voraussetzung für gute Pflanzenaufnahmen. Die unzählige Fülle von Motiven, Stimmungen und deren gestalterische Möglichkeiten eröffnen dem ambitionierten Pflanzenfotograf ein weites Feld.

Fazit: 10 Tipps für gelungene Pflanzenaufnahmen

1. Pflanzen nach Möglichkeit auf „Augenhöhe“ fotografieren.

2. Mit geeigneten Brennweiten den Hintergrund beruhigen, Freistellen des Hauptmotivs.

3. Für besondere Lichtstimmungen Gegenlicht, Streiflicht oder auch Durchlicht nutzen.

4. Im Bedarfsfall Schatten aufhellen und Reflexe durch Polfilter vermindern.

5. Das Bildformat, hoch-oder Querfomat dem Motiv anpassen.

6. Bei Weitwinkelaufnahmen nah herangehen, um die Pflanze groß genug abzubilden.

7. Der Einsatz eines Stativs ist unverzichtbar.

8. Viel Kreativität und Experimentierfreude – also Zeit mitnehmen.

9. Das Wesentliche betonen, Stimmungen vermitteln.

10. Die Natur hat Vorrang.

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